Berlin - Stadt der Vielfalt!
Basel - Stadt der Vielfalt?

Kurzreferat (Berlin - Stadt der Vielfalt!)
mit Diskussion (Basel - Stadt der Vielfalt?)

C. Wilpert

Zielsetzung und Vorgehensweise des Projektes „Berlin – Stadt der Vielfalt“, Diversity Konzept, Umsetzung, Qualifizierungsansatz.

Weiterführende Literatur:
Internationale Partner, Projektträgern – Centre Européen d’Information Juif (CEJI) und North Ireland Council for Ethnic Minorities (NICEM)
www.ceji.org und www.nicem.org.uk

„Berlin - Stadt der Vielfalt“
Im Rahmen des Aktionsprogramms der Europäischen Union zur Bekämpfung von Diskriminierung finanziert die Europäische Kommission das Projekt "Introduction of Anti-Discrimination Training Measures in Public Authorities", das vom Europäisch-jüdischen Informationszentrum CEJI in Brüssel und vom Nordirischen Rat für ethnische Minderheiten NICEM in Belfast entwickelt wurde und als transnationales Projekt in Kooperation mit öffentlichen Behörden der Städte Belfast und Berlin durchgeführt wird.
In Berlin firmiert das Projekt unter dem Titel „Berlin – Stadt der Vielfalt“. Diese Bezeichnung erhebt den Anspruch, die reale Vielfalt der BürgerInnen Berlins im staatlichen Verwaltungshandeln - insbesondere bezogen auf Dienstleistungen und Personalmanagement - zu berücksichtigen.
Der Projektträger in der Berliner Verwaltung ist der Beauftragte des Berliner Senats für Integration und Migration. Der Diversity- und Anti-Bias-Trainings-Verein „Eine Welt der Vielfalt“ ist zuständig für die regionale Koordination der TrainerInnen und die lokalen NGO-Partnerschaften in Berlin.
Dieses Vorhaben wurde im Kontext von Artikel 13 des Amsterdamer Vertrages (1997) entwickelt. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben sich darin verpflichtet, diskriminierte Gruppen zu schützen
[1]. Das Konzept eines umfassenden Schutzes vor Diskriminierung aufgrund ethnischer Herkunft oder wegen rassistischer Motive sowie die Gleichbehandlung von Menschen in Beschäftigung und Beruf, die aus Gründen der Religion, einer Behinderung, der sexuellen Orientierung oder ihrer Alterszugehörigkeit diskriminiert werden, ist einmalig und unterstreicht die Notwendigkeit, neue Sichtweisen und Gestaltungsprinzipien zu entwickeln.
Ziel dieses Projektes ist es, der öffentlichen Verwaltung ein effektives und langfristig angelegtes Instrument zur Förderung von Gleichbehandlung und einer besseren Integration von Angehörigen diskriminierter Gruppen an die Hand zu geben. Dabei steht der positive Effekt von Verschiedenheit und Differenz im Vordergrund. Dieser soll auch den MitarbeiterInnen der Verwaltung für ihre Wahrnehmung von Angehörigen diskriminierter Gruppen sowohl unter KollegInnen als auch unter KlientInnen vermittelt werden. Dabei steht das Konzept von Managing Diversity im Zentrum, ein Prinzip der Unternehmensführung, das die Unterschiede zwischen den Menschen als Gestaltungsprinzip und als Schlüssel zum Erfolg in den Vordergrund stellt.
Die Vision dieses Projektes ist eine Organisationskultur, in der Vielfalt unter den MitarbeiterInnen wie auch gegenüber KundInnen geschätzt, gefördert und produktiv mit einbezogen wird. Dienstleistungen werden sensibel und bedarfsgerecht auf Zielgruppen zugeschnitten erbracht.
Das Projekt bietet zu diesem Zweck Qualifizierungen für VerwaltungsmitarbeiterInnen an. In einem teilnehmerorientierten interaktiv angelegten Workshop geht es darum, persönliche, gesellschaftliche und institutionelle Barrieren für verschiedene Gruppen wahrzunehmen und Strategien zu entwickeln, um diese Barrieren abzubauen. Für die Vorbereitung der Workshops wurde im Sommer 2003 eine Bedarfsanalyse in Form von Befragungen, Interviews und Fokusgruppen in der Verwaltung sowie bei Mitgliedern von NGOs durchgeführt. Daraus wurden Fallbeispiele und andere Instrumente für das Qualifizierungsangebot entwickelt.
Neu am Ansatz des Projekts „Berlin - Stadt der Vielfalt“ ist die Zusammenarbeit von NGOs verschiedenster betroffener Gruppen miteinander und mit der Verwaltung, um Barrieren zu identifizieren und gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen. Neu sind auch die Synergie und die Solidarität, die durch einen umfassenden Zugang Gleichbehandlung, Schutz vor Diskriminierung und Anerkennung von Vielfalt in der Gesellschaft erzeugt werden können. Das Projekt möchte ausdrücklich die Zusammenarbeit der Verwaltung mit NGOs und die Vernetzung von NGOs untereinander verbessern und stärken.
Strategische PartnerInnen des Projektes von NGO-Seite sind in Berlin die folgenden Institutionen:
- Bund gegen ethnische Diskriminierung in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (BDB)
- Eine Welt der Vielfalt e.V.
- KomBi – Kommunikation und Bildung
vom anderen Ufer (KBZ e.V.)
- Les Migras –
Lesbenberatung, e.V.
- Türkischer Bund Berlin-Brandenburg e.V. (TBB)
Diese Form der Zusammenarbeit ist ein erster Schritt auf dem Weg zum Abbau von Barrieren mit dem Ziel, das Potential jeder einzelnen Person auszuschöpfen und gesellschaftlich zu integrieren. In der Lobbyarbeit bleibt noch viel zu tun, um die verschiedenen diskriminierten Gruppen an einen Tisch zu bringen und gemeinsam zu mobilisieren.
Durch die Gestaltung von Vielfalt sollen der besondere Beitrag, den Angehörige diskriminierter Gruppen leisten können, und der Schutz vor Diskriminierung gewährleistet werden. Wir freuen uns auf den Tag, an dem die Gestaltung von Vielfalt eine Leitlinie unserer öffentlichen Einrichtungen, Bildungsinstitutionen und privaten Unternehmen wird. Bis dahin haben wir gemeinsam die Aufgabe, durch Bildungsarbeit EntscheidungsträgerInnen und MultiplikatorInnen weiterhin zu sensibilisieren und dazu zu motivieren, Barrieren gegenüber Minderheiten zu entdecken und sie als engagierte BürgerInnen gemeinsam abzubauen.

[1] EU Richtlinie 2000/ 43 schützt Betroffene vor jeglicher Form von rassistischer Diskriminierung. EU Richtlinie 2000/78 zielt auf eine Gleichbehandlung von Menschen in Beschäftigung und Beruf, die aus Gründen der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, der sexuellen Orientierung oder ihrer Alterszugehörigkeit diskriminiert werden. Die Mitgliedstaaten sind dazu verpflichtet, die bestehenden Rechtsvorschriften in allen Mitgliedstaaten in nationales Recht umzusetzen. Die Mehrheit der Mitgliedsländer sind noch dabei, die entsprechenden Gesetzte vorzubereiten und umzusetzen.

 

Czarina Wilpert
Berlin: Gleichgeschlechtliche Lebensweisen
Berlin - Stadt der Vielfalt, siehe auch Seite 16 der Frankfurter Konferenzzusammenfassung.
EU-Richtlinie
Landeskommission Berlin gegen Gewalt